Fundstück

Zugesandt per eMail

Unangemeldete autonome 1. Mai-Demo läuft gut gelaunt ohne Polizeibegleitung durch die Elberfelder Nordstadt

Seitdem der autonome Block 1986 die DGB-Demo symbolträchtig links überholt hat, findet in Wuppertal die unangemeldete autonome 1. Mai-Demo statt. Diese wurde in den 33 Jahren ihres Bestehens von der Polizei immer wieder unterschiedlich stark drangsaliert.
2018 wollten sich der neue NRW-Innenminister Reul und der neue Polizeipräsident Röhrl ihr Profil als „Law-and-Order“-Politiker/Polizisten schärfen und die einzige regelmäßige unangemeldete Demo verhindern. Mit einem Großaufgebot und Anwendung brutaler Gewalt und unter Missachtung der Grundrechte gelang der Plan letztes Jahr.

Auch 2019 wollten Reul und Röhrl – die kein Problem dabei haben, Nazis eine Hitler-Geburtstags-Demo zu ermöglichen – die Demonstration am 1. Mai verhindern.
Hierzu schafften sie aus vielen umliegenden Städten eine Übermacht an Polizeieinheiten ins Tal der Wupper. Diese drangsalierten bereits am Vorabend Passant*innen im gesamten Bereich Elberfelds.
Da der geplante Startpunkt der Demo am Autonomen Zentrum an der Gathe bereits früh durch Polizeieinheiten abgesperrt wurde, planten einige Verwegene den Tag um. So trafen sich ca. 100 Entschlossene, statt auf der Gathe, am belebten Mirker Bahnhof und starteten von dort ihre Demo.

Da die Polizei in ihrem Hass auf alles Freiheitliche so fixiert auf das Autonome Zentrum und in ihren Strukturen zu unflexibel war, konnte die Demo lange ohne Störungen durch die Straßen ziehen. Trotz der vielen Hundertschaften und der „professionellen Vorbereitung“ (so die peinliche Pressemitteilung des Polizeipräsidiums) brauchten die Cops über eine Viertelstunde um den Demonstrationszug in der Nordstadt auszumachen. Gierig nach Gewalt versuchten voll vermummte und schwer bewaffnete Einheiten die Leute in der Franzenstraße zu stellen. Diesen ging es aber um eine selbstbestimmte Demonstration und sie ließen sich nicht auf die von der Polizei gewünschte Auseinandersetzung ein. Sie umschifften die Hooligans in Uniform geschickt und liefen noch eine weitere Viertelstunde durch die Nordstadt. Nachdem die Demonstration sich geschickt in Luft aufgelöst hatte, konnte auch der eilig herbei gerufene Hubschrauber nichts als die Umwelt verschmutzen und Geld kosten.
Danach zeigte sich die Staatsmacht als schlechter Verlierer – so wird der spontane Demonstrationszug durch das Nordstadtviertel in der eigenen Pressemitteilung zum Tag bewusst ausgeblendet und die Presse damit belogen – und schnappte sich willkürlich und teils brutal Leute von der Straße. Selbst Eltern mit kleinen Kindern wurden schikanös kontrolliert.
Eine weitere nicht hinnehmbare Frechheit ist der stundenlange Kessel vor dem AZ. Die wackeren Menschen ließen sich die Stimmung aber kaum versauen.
Wir wissen bisher von einer Ingewahrsamnahme und einigen Platzverweisen. Solidarität an den/die Eingeknastete/n und von Repression Betroffenen. Ab 15 Uhr strömten immer mehr Menschen zum selbstorganisierten Straßenfest auf dem Schusterplatz, das gute Wetter wurde genossen, Redebeiträge u.a. zu Care-Arbeit wurden gehalten und die wunderbare HipHop-Crew AMK trat auf.

Es hat sich gezeigt, dass es in Wuppertal möglich ist, auch gegen den geballten Willen der Staatsmacht, einer immer weiter fortschreitenden Einschränkung von Grundrechten, wie der Versammlungs- und Demonstrationsfreiheit entgegenzutreten, eine selbstbestimmte und unangemeldete Demo durchzusetzen und so zumindest kurz autonom auf die Straßen zu gehen.
Ein kleiner Achtungserfolg konnte dieses Jahr sicherlich erzielt werden. Dennoch bleibt der Ekel vor hunderten brutalen Cops, die Leute einkesseln und nicht ihre Wege gehen lassen. So bleibt klar, dass der heutige Erfolg nur eine Etappe sein kann auf den Weg zu einem angemessenen autonomen 1. Mai in Wuppertal.

In diesem Sinne, auf eine widerständige Offensive!

 

Last Call und letzte Updates: Heraus zum autonomen 1. Mai!

Der 1. Mai naht und damit auch ein anspruchsvoller Kampftag. Nicht nur, dass die Nazis von “Die Rechte” am Kampftag aller Unterdrückten ihre menschenverachtende Ideologie auf die Strasse tragen wollen. In Wuppertal geht es darum, die bald seit 33 Jahren unangepasste und unangemedete autonome 1. Mai-Demo gegen die zunehmend autoritär agierenden Herrschenden (Zustände) zu verteidigen und um 18 Uhr startet in Dortmund die anarchistische 1. Mai-Demo.

Wir erwarten keinen einfachen Tag! Aber einen Tag, an dem wir die Strasse nicht kampflos aufgegeben werden! Und wenn wir entschlossen, subversiv und trickreich genug agieren, stehen die Chancen, dem aufkommenden Polizeistaat ein Schnippchen zu schlagen, gar nicht so schlecht. Vor allen Dingen kommt es wie immer auch auf uns alle selber an. Also bereitet euch vor, organisiert euch gut und lasst euch nicht einschüchtern. Die herrschenden Verhältnise verlangen nach unserer entschlossenen Gegenwehr, es ist allerhöchste Zeit, dies zu erproben.

Die autoritäre Formierung, die Zerstörung des Planeten und die sich intensivierende weltweite Ausbeutung wird nicht durch unseren Rückzug zurückgedrängt, sondern durch unseren beharrlichen, entschlossenen, mutigen und schlauen Widerstand.

In diesem Sinne: Für eine widerständige Offensive – Für die soziale Revolution!


 

Aufruf: https://autonomer1mai.noblogs.org/aufruf/
Demoauftakt: 14 Uhr Autonomes Zentrum / Gathe
Infopunkte: ab 13 Uhr – Kundgebung der FAU am Kerstenplatz; Info-Café – Wiesenstr. 48 – tagsüber
Twitter: @autonomer1mai1 / Hashtag: #1maiwpt
EA: 0031617249500
Presse:
24.04. – WZ –  Beim 1. Mai in Wuppertal geht es auch um Europa
17.04. – WZ – Ronsdorf: Unbekannte schlagen Schaufenster ein
17.04. – Indymedia – KIK und TAKKO in Wuppertal zerdeppert! Ausbeutung angreifen! Aktion im Rahmen der PRIMARK-Eröffnung! Heraus zum Autonomen 1.Mai!
05.04. – Indymedia – [SG] Akteur*innen der Verdrängung angegriffen
08.03. – Indymedia – Wuppertal: 8.März – Angriff auf kik-Markt zum internationalen Frauen*kampftag

Karte:

subversiv, autonom, offensiv, anarchistisch, antiautoritär – Am 1. Mai auf die Straße!

1. Mai 2019 in NRW…

Für eine widerständige Offensive – Heraus zum autonomen 1. Mai 2019 in Wuppertal!

Jetzt erst recht!
Heraus zum 1. Mai 2019, in Wuppertal oder sonst wo auf der Welt.
Auf die Straße gegen Ausbeutung und Unterdrückung. Für das gute Leben für alle!

Treffpunkt zur Demo in Wuppertal ist um 14:00 Uhr am Autonomen Zentrum (Markomannenstr. 3). Anschließend versammeln wir uns wie immer auf dem Schusterplatz zum selbstorganisierten Nachbarschaftsfest, wo auch AMK (Rap aus Dortmund) auftreten werden.
Kommt vorbei, macht mit, bringt euch mit euren Ideen ein!

Gleich zu Anfang noch ein paar Worte zur Situation in Wuppertal und warum wir es für wichtig halten, gerade hier dieses Jahr mit möglichst vielen Menschen zusammen zu kämpfen.

Der bundesweit stattfindende Angriff auf die radikale Linke im Nachgang der G20-Proteste in Hamburg wird durch den NRW-Innenminister Herbert Reul energisch geführt und findet in Wuppertal seinen Vollstrecker im Anfang 2018 neu eingesetzten Polizeipräsidenten Markus Röhrl.
Seit dessen Amtsantritt kommt es immer wieder zu schikanösen Kontrollen von Menschen, die der linken Szene zugerechnet werden. Dabei kam es wiederholt zu exzessivem Einsatz von Gewalt seitens der Bullen, welcher auch mindestens einen Menschen ins Krankenhaus brachte.
Ansonsten fiel Wuppertals neuer Polizeipräsident dadurch auf, örtliche Antifaschist_innen öffentlich als paramilitärische Kriminelle darzustellen oder Demos zur Solidarität mit der Revolution in Rojava mit absurdesten Auflagen, wie einem Verbot der Farbkombination grün, rot, gelb, zu belegen.

Die Repression gegen Wuppertals autonome Szene gipfelte 2018 dann darin, die seit mehr als 30 Jahren stattfindende, unangemeldete autonome 1. Mai Demo nicht mehr laufen zu lassen.
Nachdem alle Abzweigungen vom Startpunkt der Demo durch die Bullen blockiert wurden, kam es zu einem Durchbruch einiger Teilnehmer_innen. Anschließend kesselten die Bullen wahllos 20-30 Menschen außerhalb des Treffpunktes ein und nahmen diese für einige Stunden in Gewahrsam.
Die Staatsanwaltschaft Wuppertal verschickt mittlerweile erste Anklagen mit stark konstruierten, aber sehr schwerwiegenden Vorwürfen an einige dieser Menschen.
Wie es damit weitergeht, wird sich zeigen. Einschüchtern lassen wir uns davon aber ganz bestimmt nicht.

Selbstverständlich bleibt der autonome 1. Mai unangemeldet!

Abgesehen davon, dass es unserem Verständnis von autonomer Politik widerspricht, einen Menschen als Leiter_in und Verantwortliche_n unserer Versammlungen zu benennen, halten wir es in Zeiten der autoritären Formierung für besonders wichtig, unsere erkämpften Freiräume zu verteidigen!
Die unangemeldete, autonome 1. Mai Demo in Wuppertal ist ein über Jahre hart erkämpfter Freiraum. Daher steht für uns fest, dass dies nur bedeuten kann, dieses Jahr erst recht offensiv, unangemeldet und selbstbestimmt auf die Straße zu gehen.
Da wir nicht davon ausgehen, dass die Repression zurückgefahren wird, haben wir verschiedene Ideen entwickelt, wie uns das gelingen kann. Erstmal treffen wir uns aber um 14:00 Uhr am Autonomen Zentrum in Wuppertal. Lasst euch überraschen, wie es dann weitergehen wird…

Der 1. Mai war, ist und bleibt Kampftag gegen Unterdrückung und Ausbeutung! Und genau deshalb gehen wir auch dieses Jahr wieder auf die Straße.
Wir sehen uns dabei als Teil eines weltweiten Kampfes und verstehen unseren jährlichen 1. Mai-Aufruf in diesem Sinne auch immer als Jahresabrechnung mit den herrschenden Zuständen, und diese wollen wir euch natürlich auch 2019 nicht vorenthalten.

Es ist bitter nötig, eine emanzipatorische, antikapitalistische und selbstorganisierte Perspektive gegen die immer bedrückender werdenden Zustände auf die Straße zu bringen.

Autoritäre, rassistische und faschistische Tendenzen treten auf allen Ebenen dieser Gesellschaft immer deutlicher zu Tage und mittlerweile sitzt in allen Landtagen, sowie im Bundestag mit der AfD, eine sich offen faschistisch äußernde Partei.
Große Teile des bürgerlichen Lagers gießen dabei Öl ins Feuer, indem sie sich relativierend bis legitimierend äußern und den Forderungen des rechten Mobs in Form von Gesetzen nachkommen. Die Grenze des Sag- und Machbaren bricht immer weiter ein.
Der Tod von möglichst vielen Menschen an den EU-Außengrenzen wird mittlerweile offen angestrebt, um Menschen auf der Flucht davon abzuhalten, das reiche Europa zu erreichen.
Die EU und die deutsche Regierung schrecken dabei vor keiner Schandtat mehr zurück, sei es der Unterstützung von Sklavenhändler Milizen in Libyen, grausamster Despoten im Sudan oder dem faschistoiden Erdogan-Regime in der Türkei.

Während sich der kapitalistische Verteilungskampf, zunehmend befreit vom bürgerlichen Lippenbekenntnis zu den Menschenrechten, unverhüllt als Barbarei erweist, rüstet der deutsche Staat auf.
Bund und Länder erlassen beängstigende, neue Polizeigesetze und stellen immer mehr martialische Spezialeinheiten auf. In NRW wurde 2018 beispielsweise mit der Aufstellung von drei neuen, für ihre Brutalität berüchtigten, BFE-Einheiten begonnen.
Die Befugnisse der Repressionsorgane werden durch die neuen Polizeigesetze erweitert, während richterliche Vorbehalte in vielen Fällen stark eingeschränkt und die Möglichkeiten zu Überwachung und Kontrolle ausgebaut werden. Die Bewaffnung der Polizei ist auf militärischem Niveau angekommen, wobei die Hemmschwelle zur Anwendung von Gewalt mit der Einführung von neuen “nicht tödlichen” Waffen wie z.B. dem Taser gesenkt wird.
Dass die möglichen Strafen für Widerstandshandlungen zuvor stark erhöht wurden, rundet das Bild dann ab. Der Polizeistaat greift um sich, es wird ungemütlich.
Welcher Geist in den stark ermächtigten Sicherheitsbehörden herrscht, wurde zuletzt mal wieder sehr deutlich.
In Frankfurt verschickten Polizeibeamt_innen mit “NSU 2.0” unterschriebene Drohbriefe an eine Opferanwältin im NSU-Prozess und die TAZ veröffentlichte umfangreiche Recherchen über ein Netzwerk von Bundeswehr-, Geheimdienst und Polizeiangehörigen im Umfeld eines Veteranenvereins namens “Uniter e.V.”, dass sich auf einen Staatsstreich vorbereitet und dabei schon jetzt plant, politische Gegner_innen mit Bundeswehr-Fahrzeugen zu deportieren. Beteiligt daran ist mindestens ein hochrangiger Agent des Militärgeheimdienstes MAD als mutmaßlicher Kopf der Gruppe.
Der ehemalige Leiter eines anderen deutschen Geheimdienstes, des den NSU unterstützenden Verfassungsschutzes, ist derweilen mit dem Legitimieren rassistischer Lynchjustiz und einer paranoiden, verschwörungstheoretischen Rede aufgefallen, in der er in der SPD linksradikale Elemente ausmachte.
Andere Einzelfälle in den Sicherheitsbehörden gab es bei SEK Abschiedspartys, auf denen der Hitlergruß als gelungener Witz gilt oder bei Kollegen, die den Namen der NSU-Mörder als Decknamen wählen.

Kapitalismus, der tödliche Angriff auf das gute Leben!

Die Menschheit bzw. eigentlich nur ein kleiner Teil davon, steht ganz kurz davor, die Grundlagen für ein gutes, würdevolles Leben für alle endgültig zu vernichten.
Anstatt alarmiert alles menschenmögliche zu tun, um den Klimawandel aufzuhalten, schützen die Herrschenden weiterhin rücksichtslos die Kapitalinteressen.
Ein gutes Beispiel für diesen vollkommenen Wahnsinn bot im letzten Jahr die Räumung des Hambacher Forstes, wo der Staat eine halbe Armee aufbieten musste, um ein paar sehr entschlossene Waldbesetzer_innen aus dem letzten, noch verblieben Rest des 10.000 Jahre alten Waldes zu holen.

Doch so beängstigend die Prognosen auch sind, das, was in den letzten paar Monaten im Hinblick darauf passierte, ist ermutigend.
Tausende Menschen solidarisierten sich mit dem Widerstand der Waldbesetzer_innen und bewirkten so letztendlich einen Stopp der Waldrodung, obwohl das für viele Beteiligte zwischenzeitlich aussichtslos wirkte.
Mit dem gemeinsamen Ziel eines Stopps der Räumung vor Augen, funktionierte die Zusammenarbeit unterschiedlichster Menschen mit unterschiedlichsten Aktionsformen zwar nicht immer ganz konfliktfrei, aber dennoch erfolgreich.

Es ist sehr beeindruckend und auch zukunftsweisend, wie sich der Kampf um den Hambacher Forst zum Kristallisationspunkt für den Kampf gegen Braunkohle entwickelt hat. Zentral hierfür waren zwei Zutaten:
1. Die wunderbar entschlossenen Waldbesetzer_innen und die sie Unterstützenden.
Im Hambacher Forst wurde nicht nur der Wald verteidigt. Es ging und geht auch darum ein anderes Leben zu erproben!
2. Die erstaunlich hohe Anzahl an militanten Aktionen über Jahre hinweg, mit beeindruckenden Sabotageakten um den Hambacher Forst und ab dem Sommer 2018 zunehmend in der ganzen Republik!

Wir sollten möglichst viel aus diesem Bewegungshoch an Erfahrungen mitnehmen, denn der Kampf gegen Braunkohle und erst recht der Kampf gegen die Zerstörung des Planeten ist noch lange nicht gewonnen! RWE will weiter Dörfer platt machen, der Tagebau soll erst in zwei Jahrzehnten stillgelegt werden und der Kohleausstieg wird nicht vor 2035 umgesetzt. Gegen die unverantwortliche Klimapolitik streiken unter dem Motto „Fridays for Future“ inzwischen wöchentlich zehntausende Schüler*innen und Mitte März gingen weltweit in weit mehr als 100 Ländern über 300.000 Menschen auf die Straße.
Es geht also weiter. Aber jetzt mit der Erfahrung, dass wir gewinnen können!
Die Zutaten, kompromisslose Entschlossenheit und das Erproben von einem anderen Miteinander, gepaart mit offensiver Militanz, sei es Riot oder Sabotage, kann auch für andere Kämpfe der Zukunft sehr wichtig sein. Wir haben im letzten Sommer auch gelernt, dass es wichtig ist, mutig und konsequent die eigene Haltung zu vertreten und dadurch viele Menschen für einen gemeinsamen Kampf zu begeistern.

Bei den Mobilisierungen zum Frauen*kampftag am 8. März diesen Jahres tauchten diese Komponenten wieder auf. Überall gab es große, zum Teil offensive Demos und viele Aktionsgruppen schlugen des Nachts zu. Das ist ein guter Anfang!
Denn die Unterdrückung, Ausbeutung und systematische Erniedrigung von FLTI* wird immer weniger hingenommen und dieser Kampf kann beispielhaft inspirierend und vorwärtstreibend sein. Frauen* sind gerade in Arbeitsprozessen (ob „produktiv“ oder „reproduktiv“) unverzichtbar für die kapitalistische Wirtschaftsweise. Wenn Frauen* ihre Ausbeutung nicht mehr hinnehmen, kann der ganze Motor ins Stottern geraten.
In den Fabriken in China, Indien, Bangladesch usw. schuften Millionen von Frauen* für den Weltmarkt. Ein gutes Beispiel dafür ist die Textilindustrie. Die Ausbeutung der Arbeiter_innen ist tödlich und die Umweltzerstörung durch die Produktion immens. Häufig stürzen Produktionsstätten ein oder brennen ab, Tausende starben bereits.
Die Kämpfe der Arbeiter_innen sind erbittert und auch hier finden sie einen kleinen Widerhall. In den letzten Jahren bekamen viele Textilriesen (hauptsächlich KIK) in Deutschland nächtlichen Besuch und auch bei der festlichen Primark-Eröffnung am 16.4. in Wuppertal ist Widerstand geplant!

Die widerständige Offensive kommt?!

Ob es um das Morden im Mittelmeer, die Zerstörung des Planeten oder die Lage der Ausgebeuteten weltweit geht, überall ist Widerstand, überall gibt es Menschen, die sich erheben. In diesem Kontext müssen wir die autoritäre Formierung, mit ihren Polizeigesetzen und ihren faschistischen Parteien und Regimen sehen. Sie sind (präventive) Aufstandsbekämpfung eines Kapitalismus, der die Lebensgrundlage der Menschheit vor die Wand fährt!

Wir haben keinen Grund zu warten. Lasst uns eine ganz konkrete, widerständige Offensive entwickeln.
Ein kleiner Baustein davon kann die Verteidigung des autonomen 1. Mai in Wuppertal werden!

Also:

Auf die Straße gegen Ausbeutung und Unterdrückung!
Offensiv gegen die autoritäre Formierung!
Alle gegen Reul und Röhrl – für die soziale Revolution!
Heraus zum autonomen 1. Mai!

Wir grüßen die 1.Mai-(Vorabend-)Demos in Oldenburg, Hamburg, Berlin, Dortmund, Mailand, Bochum, Brüssel, Bremen, Düsseldorf, Salzburg, Zürich, Wien und alle Menschen auf der Welt, die nicht nur am 1. Mai auf die Straße gehen! Und natürlich alle Menschen, die sich in Duisburg, Erfurt, Plauen und sonstwo den Nazis und Rechtspopulist*innen entgegen stellen!


Und davor am 20. April den Nazis von “die Rechte” den Geburtstag verderben.

Als Teil ihrer “Frühjahrsoffensive” ruft die Partei “Die Rechte” in Wuppertal am 20. April zu einer Demo in Wuppertal-Oberbarmen auf. Die Terminwahl (das Geburtsdatum von Hitler) spricht für sich. Aber, niemand hat die Absicht, einen Geburtstag zu feiern! Wir rufen dazu auf, den Naziaufmarsch zu verhindern. Haltet euch auf dem Laufenden und achtet auf Ankündigungen.

Nicht nur am 1. Mai auf die Straße!

Am 20. April den Nazis von “die Rechte” den Geburtstag verderben!

Als Teil ihrer “Frühjahrsoffensive” ruft die Partei “Die Rechte” in Wuppertal am 20. April zu einer Demo in Wuppertal-Oberbarmen auf. Die Terminwahl (das Geburtsdatum von Hitler) spricht für sich. Aber, niemand hat die Absicht, einen Geburtstag zu feiern! Wir rufen dazu auf, den Naziaufmarsch zu verhindern. Haltet euch auf dem Laufenden und achtet auf Ankündigungen!

Veranstaltungen vor dem 1.Mai in Wuppertal

Mittwoch, 03. April 2019 – 20 Uhr – Autonomes Zentrum Wuppertal (Markomannenstr. 3)

Vortrag: Demo 1×1 und 1. Hilfe auf der Demo

Was packe ich in meinen Demorucksack? Haben die Hunger, oder warum rufen ein paar Leute die ganze Zeit „Pizza“ in die Demomenge? Was ist dieser „schwarze Block“? Sind Demos gefährlich, oder warum brauche ich ein 1. Hilfe Set? Was mache ich, wenn ich Pfefferspray abbekomme? Scheiße, ich bin in Polizeigewahrsam. Was kann ich tun?

Diese und viele andere Fragen wollen wir am Mittwoch Abend klären. Dabei wollen wir euch in einem Demo 1×1 das Wichtigste rund um Demonstrationen näher bringen und in einem 1. Hilfe Teil auf physische und psychische Unterstützung vor, während und nach der Demo eingehen.
Der Vortrag richtet sich an alle Interessierten, und soll einen allgemeinen Überblick über das Agitationsfeld „Demonstration“ bieten.

Da in Wuppertal der Naziaufmarsch der Partei „die Rechte“ am 20.04 und der 1. Mai vor der Tür stehen, ist dieser Vortrag nochmal eine gute Gelegenheit, sich auf diese beiden Termine vorzubereiten.
Wie jeden Mittwoch wird es an dem Abend auch leckeres Essen gegen Spende von der AZ-Küfa geben.
Kommt vorbei!


Sonntag, 07. April 2019 – 17 Uhr – Autonomes Zentrum Wuppertal (Markomannenstr. 3)

Vortrag: Anarchistische Gewerkschaften 1918 -1923

Im Vorfeld des diesjährigen 1. Mai begibt sich die FAU Bergisches Land mit einem Kenner der Geschichte auf die Spuren des Anarchosyndikalismus als Massenbewegung im rheinisch-westfälischen Industriegebiet von 1918 – 1923.

Referent ist Dieter Nelles, Dr. rer. pol. (Universität Gesamthochschule Kassel), Dipl.-Sozialwissenschaftler (Bergische Universität Wuppertal); Arbeits- und Interessenschwerpunkt: Widerstand und Exil der deutschen Arbeiterbewegung, Geschichte des Anarchismus und Anarchosyndikalismus in Deutschland.


Donnerstag, 11. April 2019 – 19 Uhr – Autonomes Zentrum Wuppertal (Markomannenstr. 3)

Vortrag: Anarchosyndikalismus heute

Vor dem 1. Mai berichtet ein Gefährte mit großer Expertise für die FAU Bergisches Land über den aktuellen Stand der anarchosyndikalistischen Bewegung und bietet Gelegenheit zur Inspiration, nachdem es am 7. April einen Blick auf anarchistische Gewerkschaften im rheinisch-westfälischen Industriegebiet von 1918 bis 1923 geben wird. Besonders über die Ziele, Ideen und Aktionsformen des gewerkschaftlichen Anarchismus wollen wir gemeinsam in den Austausch gehen.


Donnerstag, 11. April 2019 – 19 Uhr – Karawane-Lokal (Marienstr. 52)

Diskussionsveranstaltung: Wohnen – die neue soziale Frage? u.a. mit Knut Unger, Mieter*innenverein Witten und Menschen vom Projekt Trude

5 Tage nach der (hoffentlich) großen Demo in Köln gegen den Mietenwahnsinn möchten wir über die Aktualität der Wohnungsfrage in Wuppertal diskutieren. Leben wir – im Vergleich zu Köln und Düsseldorf – im Mieter*innen-Paradies? Wie sehen die sozialen Realitäten in Bezug auf Wohnungen am Ölberg, in der Nordstadt und im sonstigen Wuppertal aus?

Wie kann man sich gegen Wohnungskonzerne und sonstige Miethaie gemeinsam wehren?
Knut Unger vom MieterInnenverein Witten wird uns als Input von den Auseinandersetzungen im Ruhrgebiet berichten.
Was können wir an kollektiven Strukturen in unseren Nachbarschaften und Stadtteilen dagegensetzen?
Wir haben die Leute vom Projekt Trude eingeladen, die in Wuppertal ein kollektives Wohn- und Kulturprojekt aufbauen wollen. (https://trude.noblogs.org/ueber-trude/)

Was ist eigentlich am Rehsiepen in Ronsdorf oder im Quartier Höhe in Vohwinkel los? Was gibt es für Erfahrungen mit den großen Besitzern wie LEG, Grand City Property und Altro Mondo? Reichen die Hartz IV-Pauschalen für Wuppertaler Wohnungen? In welche Stadtteile müssen „Kund*innen“ vom Jobcenter ausweichen? Gibt es eigentlich hier auch sog. Schrotthäuser, in denen vorallem Migrant*innen wohnen müssen? Gibt es Gentrifizierung vergleichbar mit Köln und Düsseldorf in Wuppertal? Sind unsere eigenen (Sub)Kulturaktivitäten Teil der Verdrängung und wie gehen wir damit um?

Genug Stoff für eine kontroverse Debatte…


Mittwoch, 17. April 2019 – 19 Uhr – Färberei – Wuppertal-Oberbarmen

Mobilisierungsveranstaltung: Kein Naziaufmarsch am 20. April 2019 durch Wuppertal! Nie wieder Krieg – nie wieder Faschismus! Ostermarsch meets Antifa!


Mittwoch, 24. April 2019 – 20 Uhr – Autonomes Zentrum Wuppertal (Markomannenstr. 3)

Info- und Mobilisierungsveranstaltung: Heraus zum autonomen 1.Mai

danach Bastel- und Malkneipe

Autonomer 1.Mai in Wuppertal
Emanzipatorisch, widerständig – offensiv!

Die letzten Jahre haben erneut gezeigt, dass von Seiten des Staates daran gearbeitet wird, emanzipatorisches und widerständiges Denken und Handeln immer weiter einzuschränken. Das zeigte sich u.a. an den häufigen Angriffen auf Demos in NRW. Seitdem die CDU/FDP-Regierung an der Macht ist, weht diesbezüglich noch einmal ein schärferer Wind.
Doch das Jahr 2018 hat ebenfalls gezeigt, dass es in NRW eine Menge widerständiges Potenzial gibt! Die Kämpfe gegen das PolG und im Hambacher Forst waren absolut nicht ohne. Im Falle vom Hambi sogar allererste Sahne, zudem noch recht erfolgreich und noch lange nicht vorbei! Das neue PolG hingegen ist mittlerweile in Kraft und es ist klar, diese repressiven Maßnahmen werden sich nur dadurch zurück drängen lassen, wenn wir unsere Kräfte sammeln und weiter an einer widerständigen Offensive arbeiten! Wogegen sich unser Widerstand richtet ist klar: Gegen Ausbeutung & Unterdrückung, gegen Rassismus & Sexismus, gegen die brutale Zerstörung der Lebensgrundlage auf diesen Planeten durch RWE und Co.!
Mit dem autonomen 1.Mai geht es uns darum, den repressiven Angriffen des Staates auch praktisch etwas entgegen zu setzen. Es wird allerhöchste Zeit den Angriffen auf unser Leben, unsere Freiheit und unsere Würde geballten Widerstand entgegen zu schleudern!
Deshalb ist für uns ist klar, dass wir den autonomen 1.Mai verteidigen wollen. Dafür erarbeiten wir unterschiedliche Konzepte, die wir in den gemeinsamen Diskussionsveranstaltungen in euren Zentren vorstellen und mit euch besprechen wollen.

Take Back The Night – Nachttanzdemo zum Frauen*kampftag

Freitag, 8. März 2019 | 20:00 Uhr | Deweerth’scher Garten

TAKE BACK THE NIGHT

Wir holen uns die Nacht zurück – unter diesem Motto rufen wir am 8. März zu einer kämpferischen und lauten, anarcha-queer*feministischen Nachttanzdemo auf.

Wir werden uns keinen Raum mehr nehmen lassen. Wir werden den Mythos der gefährlichen Dunkelheit zerschlagen. Nicht die Nacht greift unsere Forderung eines selbstbestimmten Lebens an, sondern die Herrschaftsverhältnisse, die das Patriachat strukturell aufrechterhalten und reproduzieren.
Wir werden keine sexistischen Anmachen oder rassistischen Sprüche mehr hinnehmen. Schluss mit der Wertung unseres Aussehens aufgrund zugeschriebener, konstruierter Genderidentitäten. Unsere Körper stehen nicht eurem Vergnügen zur Verfügung, sondern unserem eigenen. Ob wir uns rasieren oder nicht, ob wir kurze Outfits tragen oder nicht und welche Gendernorm wir erfüllen oder eben nicht ist unsere selbstbestimmte Entscheidung! Wir sind nicht die Ersten, die mit diesen Forderungen laut werden und vermutlich auch nicht die Letzten. Aber wir werden uns Gehör verschaffen.
Gehör statt Gehorsam.

Wir sind nicht schwach, wir müssen nicht beschützt werden. Wir treffen unsere eigenen Entscheidungen.

Wir sind wütend! Wir sind genervt. Wir haben genug!
Wir wollen das gute Leben für alle.
Wir wollen uns die Nacht zurücknehmen und sie lieben können, ebenso wie uns selbst.

Kommt am 8. März mit uns auf die Straße. Tanzt in euren Lieblingsoutfits. Seid wütend und laut. Lasst uns für diese Momente kämpfen, in denen unsere Solidarität größer ist als unsere Angst.
Lasst uns die Nacht lieben lernen, ob gemütlich im Bett, beim Feiern im Club oder mit Dose beim Sprühen.

Solidarität heißt Angriff. Liebig34 lebt&kämpft!
Heraus zum Autonomen 1. Mai in Wuppertal und überall!
TAKE BACK THE NIGHT

(Untitled)

Save the date! Autonomer 1. Mai 2019 | Wuppertal

Autonome 1. Mai-Demo in Wuppertal: ”Für die soziale Revolution” – Interview in der „Direkte Aktion“ erschienen

In der anarchosyndikalistischen Zeitung „Direkte Aktion“ ist ein Interview zum autonomen 1. Mai in Wuppertal erschienen, das wir euch nicht vorenthalten wollen!

 

Autonome 1. Mai-Demo in Wuppertal: ”Für die soziale Revolution”

 

DA: Hallo zusammen, erzählt doch zum Einstieg mal kurz, was dieses Jahr in Wuppertal rund um den 1. Mai in Planung ist?

Ulrike: Hallo, auch dieses Jahr werden wir wie immer mit unserer autonomen 1. Mai Demo in Wuppertal auf der Straße sein. Zum 32. Mal nun schon. Die Demo startet um 14:00 Uhr am Platz der Republik. Anschließend wird es das bekannte Nachbarschaftsfest auf dem Schusterplatz geben. Und am 30. April starten die autonomen Maifeierlichkeiten in Wuppertal dieses Jahr mal wieder mit einer Vorabendnachttanzdemo. Startpunkt dafür ist um 20:00 Uhr im Deewertschen Garten.

Andreas: Rund um den 1. Mai wird es bestimmt auch wieder die ein oder andere Veranstaltung und Aktion geben, aber dazu gilt wie immer, haltet Augen und Ohren offen.

DA: Ulrike hat es ja gerade schon gesagt: Ihr seid dieses Jahr bereits zum 32. mal mit eurer autonomen 1. Mai Demo am Start. Ich vermute, dass von euch damals noch keiner gelebt hat oder ihr zumindest noch sehr jung wart. Könnt ihr für unsere Leser*innen vielleicht trotzdem kurz was zur Geschichte eurer Demo erzählen?

Gudrun: Klar. Die autonome 1. Mai Demo hat sich damals (1986 Anm. d. R.) von der DGB Demo abgespalten, uns überliefert ist das symbolträchtige Abbiegen aus der Demo nach links. Seitdem gibt es die autonome Demo in Wuppertal jeden 1. Mai. Immer unangemeldet, mal mit mehr, mal mit weniger Repression und stets unter dem Motto “für die soziale Revolution”. Man kann also ohne zu übertreiben von der traditionellen autonomen 1. Mai Demo in Wuppertal reden.

Holger: Seit 32 Jahren findet im Anschluss an die Demo außerdem das Straßenfest auf dem Schuster Platz statt. Dort gibt es Essen, Musik, Kinderunterhaltung und ein nettes Zusammenkommen mit den Nachbar*innen vom Ölberg. Das Fest ist uns am 1. Mai neben der Demo sehr wichtig. Auch für die Anwohner*innen ist das immer was besonderes und für viele ein fester Bestandteil des Lebens auf dem Ölberg. Es ist jedes Jahr schön zu sehen, wie sich so ein selbstorganisiertes Straßenfest im Viertel entwickelt.

Ulrike: Leider passiert es ja viel zu selten, dass wir sehen, wie unsere Vorstellungen von Gesellschaft mal gelebt werden, umso wichtiger sind da dann kleine aufbauende persönliche Erlebnisse, wie das jährliche Schusterplatzfest.

DA: Lasst uns an dieser Stelle mal etwas allgemeiner werden. In Wuppertal liegt der Ölberg, ein denkmalgeschütztes, ehemaliges Arbeiterviertel in der Elberfelder Nordstadt, bekannt für seine lebendige autonome Szene. Zur Bedeutung des Schusterplatzfestes für eure Rolle in dem Viertel habt ihr ja gerade schon etwas gesagt. Ihr veranstaltet dort aber z.B. auch regelmäßig ein sogenanntes Sperrmüllfest. Was könnt ihr uns denn sonst noch über das Thema Stadtteilarbeit in Wuppertal berichten?

Andreas: Also wie du schon sagtest, da gibt es das Sperrmüllfest auf dem Ölberg. In Wuppertal gibt es noch Sperrmüllsammelabholungen, laut Gesetz gehört der Sperrmüll aber der Stadt, weswegen das Ordnungsamt vor den Abholterminen verstärkt Kontrollen fährt. Zu diesen Abenden treffen sich dann, mal mehr, mal weniger regelmäßig, einige Menschen auf dem Otto-Böhne-Platz am Ölberg, machen ein kleines Feuer, kochen was zusammen und vertreiben bei Bedarf kollektiv das Ordnungsamt. Hin und wieder wird das Ganze auch mit Flyern in den Briefkästen der Nachbar*innen beworben. Zu manchen Sperrmüllterminen entwickelte sich daraus ein echtes Fest mit vielen fröhlichen Anwohner*innen, die auf angeschleppten Sperrmüllsofas um mehrere gemütliche Feuer herum saßen und sich nett unterhielten. Das Ordnungsamt tauchte dann unseres Wissens nach oft gar nicht mehr auf.

Holger: Und der Otto-Böhne-Platz war am nächsten Morgen oft sauberer als zuvor.

Ulrike: Was im Zusammenhang mit Stadtteilarbeit in Wuppertal momentan auch ein wichtiges Thema ist, sind die Gentrifizierungsprozesse in der Stadt. Für uns halt insbesondere auf dem Ölberg. Gerade kommt es tatsächlich dazu, dass schon lange auf dem Berg lebenden Menschen das Mietverhältnis gekündigt wird, um die Wohnungen und Ladenlokale anschließend profitabler zu vermieten. Für den Ölberg gilt, dass sich die Immobilien überwiegend im Streubesitz befinden und die Gegner im Kampf gegen Gentrifizierung deshalb meist keine anonymen Großkonzerne sind. Dadurch eröffnen sich für uns sehr viele Möglichkeiten, den Verteilungskampf um Wohnraum auf einer direkten Ebene zu führen.

Gudrun: Im Rahmen des letzten Sperrmüllfestes wurde zum Thema “Steigende Mieten und Verdrängung auf dem Ölberg” aus autonomen Kreisen zu einer Versammlung aufgerufen, die rege Beteiligung seitens der Nachbarschaft erfuhr. In einer auf dem Berg bekannten Kneipe wurde mehrere Stunden angeregt diskutiert, wie man gemeinsam gegen die Verdrängung aktiv werden kann. Die Nachbarschaftsversammlung findet seitdem regelmäßig statt.

Andreas: Außerdem zogen in Reaktion darauf in letzter Zeit öfter mal wütende Menschen los und hinterließen zahlreiche Parolen an den Wänden mit entsprechendem Inhalt. Also “Mieten runter”, “Scheiß Gentrifizierung” und “Heult doch”. Die Polizei macht da jetzt gerade ein riesen Ding draus, worüber wir gleich vielleicht noch mal reden können. Der Kampf gegen Verdrängung wird auf jeden Fall auch Rund um die diesjährige 1. Mai Demo eine wichtige Rolle spielen.

DA: Dann lasst uns das doch tun. Gudrun sprach soeben schon kurz von Repression. Ihr meldet die Demo seit 32 Jahren nicht an, wie gehen Justiz und Polizei damit um?

Gudrun: Die sind seit 32 Jahren nicht so begeistert. Nein ernsthaft, die Polizei weiß natürlich auch, dass wir seit 32 Jahren traditionell auf die Straße gehen und rücken dementsprechend jedes Jahr mit einem Großaufgebot an. Die letzten Jahre haben sie sich meist damit begnügt, die Demo davon abzuhalten, in die Innenstadt zu gelangen, aber 2008 zum Beispiel wurde die gesamte vordere Demospitze ausgesprochen brutal von der Polizei eingekesselt und abgeführt.

Andreas: Letztes Jahr setzte sich die Demo nach der Ankunft am Schusterplatz noch mal in Bewegung und wurde kurz vor dem Erreichen der Innenstadt heftig von den Cops angegriffen und anschließend eingekesselt, wobei mehrere Menschen durch Pfefferspray und Knüppel verletzt wurden. Zwar hat die Polizei den Kessel nach einer Stunde wieder aufgelöst, ohne Personenkontrollen durchführen zu können. Aber bis heute gibt es noch mehrere offene Anzeigen gegen Menschen die an der Demo teilnahmen.

Holger: Wie soeben schon angesprochen, macht die Polizei gerade auch eine riesen Sache aus den Graffitieaktionen. Es kommt wiederholt zu Kontrollen im Umfeld des AZ, wobei offenbar sämtliche Besucher*innen unter Generalverdacht stehen. Letztens habt die Polizei sogar einen Kontrollpunkt auf dem Ölberg eingerichtet und jeden vorbeikommenden, links aussehenden Menschen kontrolliert und nach Spraydosen durchsucht. Es kam vor, dass Freunde von uns beim Spazierengehen mit dem Hund unmittelbar nach der Haustür von der Polizei abgefangen und mit der Begründung, es werde nach Spraydosen gesucht, kontrolliert wurden.

Ulrike: Was in dem Zusammenhang auch ganz interessant ist, das Wuppertal vor ein paar Monaten einen neuen Polizeipräsidenten bekommen hat. Es bleibt noch abzuwarten, wie dieser mit der autonomen Szene und dem 1. Mai umgehen wird, aber die ersten Monate lassen da leider nichts Gutes vermuten. Er war früher in leitender Funktion beim Staatsschutz Düsseldorf und sprach in seiner Antrittsrede von der hohen Anzahl an politisch motivierten Straftaten in Wuppertal. Was er damit genau meint, bleibt offen.

Gudrun: Ansonsten bleibt es nicht zuletzt im Hinblick auf die staatlichen Reaktionen zum G20 Gipfel, dieses Jahr besonders spannend, wie die Polizei mit der Demo umgeht.

Kampagnenplakat der 32. Autonomen Mai-Demo in Wuppertal

DA: Womit du mir das Stichwort zu einer anderen Frage gibst. AfD als größte Oppositionspartei im Bundestag, Horst Seehofer als Innenminister und Hetze im Nachgang zum G20 Gipfel in Hamburg, sind nur ein paar Punkte an denen man den gesellschaftlichen Rechtsruck spürt. Das wird ja auch in eurem Aufruf zum 1. Mai thematisiert. Wo spürt ihr da Konsequenzen für euch und eure politische Arbeit und wie geht ihr damit um? Und wie steht es in Wuppertal um das Konzept “Antifa”?

Gudrun: Also zur Repression, die unserer Meinung nach gerade stark hochgefahren wird, haben wir ja schon was gesagt. Wie viel das konkret mit den Ereignissen in Hamburg zu tun hat, kann ich nicht sagen, aber der Polizei bieten sich seitdem natürlich ganz andere Rechtfertigungsgrundlagen für ein Vorgehen gegen uns. Das Erstarken der neuen Rechten spüren wir natürlich auch in Wuppertal. Die AfD klagt hier zwar immer wieder über die von ihnen so genannten “Weimarer-Verhältnisse”, ihr Ergebnis bei der letzten Bundestagswahl lag aber im bundesweiten Durchschnitt. Die Weimarer Verhältnisse habe ich erwähnt, weil hier im Zusammenhang mit der AfD eigentlich relativ viel an, unserem Verständnis nach, klassischer Antifa-Arbeit lief. Da gab es nächtliche Hausbesuche bei Wuppertaler AfD Funktionären, abgeräumte Wahlkampfstände, gesprengte Diskussionsrunden und gekaperte Demos (siehe Vice-Artikel Anm. d. R.). Wieviel das gebracht hat und ob mit der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklung klassische Antifa Arbeit an ihre Grenzen stößt, kann ja jeder Mensch für sich selbst an Hand der Wahlergebnisse der AfD in Wuppertal beurteilen.

Andreas: Im Vorfeld der Landtagswahlen in NRW gab es hier ein sogenanntes “Speed-Dating” mit den Kandidaten. Die Betreiberin des Cafés in dem die Veranstaltung stattfand, weigerte sich, die AfD Kandidaten auszuladen, woraufhin die „Diskussion“ abends von Aktivist*innen gestört wurde. In Wuppertal gab es bis dahin eigentlich lange den Konsens aller irgendwie linken Kräfte, nicht mit Rechtsradikalen und Rechtsextremen zu reden, aber im Nachgang dieses Abends gab es viel Kritik an der Aktion, auch von Menschen, die bisher eher mit unseren Aktionen sympathisierten. Obwohl dabei alles vollkommen gewaltfrei ablief und nur mit Rufen, massenhafter Präsenz und Luftschlangenspray darauf aufmerksam gemacht wurde, mit wem man hier eigentlich diskutieren will, wurde uns nachher unterstellt, wir würden mit Gewalt andere Meinungen unterdrücken. Wir konnten an der Stelle also ziemlich direkt und persönlich erleben, wie faschistische Positionen als Meinungsverschiedenheit wieder gesellschaftsfähig gemacht werden. Die Opfermasche der AfD funktioniert an vielen Punkten echt erschreckend gut. Im Nachgang dieses Abends gab es auch intern Diskussionen darüber, ob wir mit unseren Aktionen nicht eher der AfD dabei helfen, ihre Opferrolle zu spielen.

Ulrike: Was im Hinblick auf die Kritik im Nachhinein dieser Diskussionsrunde übrigens bemerkenswert ist, ist, dass vor einigen Monaten bei der Erwerbslosen-Initiative Tacheles eine Scheibe eingeschmissen wurde und an der Wand dazu Parolen mit AfD Bezug aufgetaucht sind. Ein Aufschrei dazu, der bei der Diskussionsveranstaltung für die Sorgen der Nazis so verständnisvollen Bürger, blieb aus. Aber das nur mal so am Rande.

DA: In Dortmund gibt es eine sich als explizit anarchistisch bezeichnende 1. Mai Demo, wie steht ihr dazu? Erzählt uns in dem Zusammenhang doch auch etwas über den Anarchismus in Wuppertal..

Andreas: Also zum anarchistischen 1. Mai in Dortmund stehen wir absolut solidarisch. Die Startpunkte der Demos wurden so gelegt, dass es möglich ist, an beiden Veranstaltungen teilzunehmen. Faktisch könnte man meiner Meinung nach auch den autonomen 1. Mai als anarchistisch bezeichnen, aber im AZ gibt es halt viele Menschen, denen dieser Begriff zu absolut ist, weswegen der Konsens bei autonom liegt.

Gudrun: Ich sag mal, das gilt halt irgendwie generell für den Anarchismus in Wuppertal. Es gibt hier eigentlich viele Menschen, die selbstverwaltet aktiv sind und deren Ansichten und Handlungsweisen ich anarchistisch nennen würde. Nur nutzen von denen die wenigsten das Label Anarchismus zur Selbstdarstellung ihrer politischen Arbeit.

DA: Um dann langsam zum Schluss zu kommen, habt ihr an dieser Stelle noch etwas auf dem Herzen, dass ihr unseren Leser*innen gerne mitteilen möchtet?

Ulrike: Also wir hoffen natürlich, euch am 1. Mai alle zahlreich auf der Straße zu treffen, ob in Wuppertal, Dortmund oder sonst wo auf der Welt. Insbesondere im Hinblick auf die Gesamtscheiße, die tagtäglich passiert, finden wir es wichtig, dass sich möglichst viele Menschen positionieren und anfangen, sich zu organisieren.

Andreas: Ansonsten an dieser Stelle schon mal eine Ankündigung für den 16.06. in Wuppertal. An dem Tag findet das Ölbergfest statt und die Nazis von “die Rechte” haben, wahrscheinlich nicht ganz zufällig, eine große Demo durch die ganze Stadt angemeldet. Das werden wir natürlich möglichst nicht zulassen, haltet euch also auf dem Laufenden.

DA: Dann noch eine letzte Frage in eigener Sache: Wie sieht es in Wuppertal mit anarchistischer Gewerkschaftsarbeit aus? Gibt es Ansätze, von denen ihr uns erzählen könnt und wenn ja, welche?

Holger: Dazu können wir jetzt zwar noch nicht allzu viel verraten, aber wenn wir richtig informiert sind, hat sich aktuell ein Grüppchen von Menschen gefunden, das die Gründung eines Wuppertaler FAU Syndikats ins Auge fasst. Vielleicht könnt ihr euch also bald über eine neue Ortsgruppe freuen, aber wie gesagt, wir möchten dazu noch nicht zu viel sagen. Ihr werdet es ja eh als erste erfahren.

DA: Ich danke euch für das Interview und wünsche euch weiterhin alles Gute und viel Kraft für eure Kämpfe in Wuppertal. Wir sehen uns auf der Straße!